Blasinstrumenten und Hersteller

Moderatoren: Dr. Enrico Weller, Mario Weller

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nobby
Beiträge: 2
Registriert: Do 04. Sep 2008, 14:27

Blasinstrumenten und Hersteller

Beitrag von nobby »

Hallo, seit einigen Jahren besitze ich eine kleine Tuba mit folgendem graviertem Text "Verfertigt von - 2 Buchstaben (für mich nicht lesbar) Stoy in Magdeburg". Da ich bis heute keine Informationen über Alter etc. bekommen konnte, wäre ich sehr dankbar für diesbezügliche Infos. Fotos sende ich mit. Besten Dank im Voraus
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stoy-tuba.jpg
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Mario Weller
Metallblasinstrumentenbaumeister
Beiträge: 1390
Registriert: So 08. Apr 2007, 16:25
Wohnort: Markneukirchen

Re: Blasinstrumenten und Hersteller

Beitrag von Mario Weller »

Hallo nobby!

Vielen Dank für Ihre Anfrage an das Forum. Auch wenn es sich um ein Instrument von einen Instrumentenmacher aus Magdeburg handelt, eigentlich nicht unbedingt das Kerngebiet meiner Forschungen, gebe ich Ihnen sehr gerne Auskunft.
Folgende Informationen sind dem Fachbuch „The New Langwill Index: a Dictionary of Musical Wind-Instrument Makers and Inventors“ by William Waterhouse, Ausgabe 1993, entnommen:

Die Metallblasinstrumentenbaufirma “Carl Stoy” (gestorben 1895) wurde bereits im Jahre 1849 gegründet. Von 1858 an bis 1860 teilte er sich das Geschäft / die Werkstatt mit dem Holzblasinstrumentenmacher J. Siering und von 1862 bis 1875 verwendete man für ihrer Instrumente die gemeinsame Marke „Stoy & Siering. Eben im Jahre 1875 wird die Partnerschaft aufgelöst. Nach dem Tod von Carl Stoy 1895 übernimmt vorläufig seine Witwe Caroline die Führung, ab 1896 jedoch ist ihr Sohn Richard Stoy Inhaber der Firma.
Eine erneute Änderung vollzieht sich im Jahre 1900, die von nun an gefertigten (Metall-) Blasinstrumente bekommen erneut die Marke „Stoy & Siering“. Die Firma besteht unter dieser Bezeichnung bis ins Jahr 1932, einen eventuellen Nachfolger nennt dieses Fachbuch nicht. Während der etwa einjährigen Übergangszeit nach Carl Stoy’s Tod, also von 1895 bis 1896 sollen Instrumente mit der Gravur / Stempel / Plakette „C. W. Stoy“ versehen worden sein. Die Bezeichnug „C.W.“ bedeutet: „Caroline Witwe“.



Sollte Ihre Tuba dieses Signum im Kranz tragen, so ist das Herstellungsjahr wohl eindeutig.
Hingegen ist auch nicht unwahrscheinlich, dass Carls Sohn Richard ebenfalls mit zwei Buchstaben gravierte. So ist es meiner Ansicht nach auch möglich, dass es sich bei der Gravur Ihrer Tuba evtl. um ein „C. R. Stoy“ oder aber um ein „R. C. Stoy“ handeln könnte. Demnach also um den zweiten Vornamen Richards, also entweder Carl Richard Stoy oder aber Richard Carl Stoy.
Weitere Informationen konnte ich leider nicht finden und hoffe Ihnen damit etwas weiterhelfen zu können.


Mit freundlichen Grüßen
Mario Weller

nobby
Beiträge: 2
Registriert: Do 04. Sep 2008, 14:27

Re: Blasinstrumenten und Hersteller

Beitrag von nobby »

Hallo Herr Weller,
vielen Dank für die große Mühe, die Sie sich gemacht haben. Ich bin überrascht, dass nach so kurzer Zeit bereits eine umfangreiche Antwort gegeben wurde.
Vielen Grüße
N. Stauf

Mario Weller
Metallblasinstrumentenbaumeister
Beiträge: 1390
Registriert: So 08. Apr 2007, 16:25
Wohnort: Markneukirchen

Re: Blasinstrumenten und Hersteller

Beitrag von Mario Weller »

Hallo nobby.

Es freut mich Ihr Lob, dass ich Ihnen so schnell Antwort auf Ihre Frage zu C.W.Stoy geben konnte. Danke dafür. Was mich leider ärgert, ist der Umstand, dass ich nur wenige Tage später diese Tuba in dem großen Internetauktionshaus mit den vier Buchstaben sehen durfte. Da versteigerte ein von Ihnen beauftragtes Unternehmen Ihre Tuba. Für 211,- Euro kann sich der neue Besitzer überhaupt freuen ein Schnäppchen gemacht zu haben! Mich stört, dass man da MEINEN TEXT eins zu eins verwendet. Ohne Angabe der Quelle, also z.B. Museum Markneukirchen, Herr Mario Weller. Auch auf Anfrage eines Bieters, woher denn diese Informationen stammen, antwortet Ihr "Händler": "aus einschlägigen Fachkreisen", oder so ähnlich.
Das ist einfach kein "guter Stil", richten Sie das bitte aus.
Ich gebe ja in meinen Forums-Antworten auch die Literatur an, welche ich zur Beantwortung der Fragen hinzuziehe. Tue ich das nicht, so sind die Informationen Produkt meiner Forschungen, quasi mein "geistiges Eigentum", welches ich bereitwillig (und unentgeltlich) teile.

Bitte verstehen Sie meinen Ärger nicht auf Sie bezogen, sondern auf das von Ihnen beauftragte Unternehmen.

Mit freundlichen Grüßen
Mario Weller

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