Ventilauslegungen bei einer alten Tuba

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Corvinus
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Registriert: Mi 12. Dez 2012, 21:21

Ventilauslegungen bei einer alten Tuba

Beitrag von Corvinus »

Liebe "Experten",
ich habe vor kurzem eine wirklich sehr gut klingende Glier Tuba erworben, die vermutlich mehr als 100 Jahre alt ist. Der Ventilzug des zweiten Ventils ist hierbei senkrecht gebaut (hatte ich vorher noch nie gesehen).

Beim Spielen ist mir aufgefallen, dass das dritte Ventil viel zu tief ist. Mein Eindruck ist, dass es nicht wie üblich als kleine Terz gebaut wurde, sondern als große Terz.

Seit wann gibt es die Reihenfolge: 1. Ventil = Ganzton, 2. Ventil = Halbton, 3. Ventil = kleine Terz ?

Kann es tatsächlich sein, dass bei mir das 3. Ventil als große Terz ausgelegt ist?

Viele Grüße und eine schöne Adventszeit
Corvinus

StürmLuk
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Registriert: Di 08. Jan 2019, 9:39
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Re: Ventilauslegungen bei einer alten Tuba

Beitrag von StürmLuk »

Hallo Corvinus,

ich bin kein Experte, aber ich habe eine Idee. Ich besitze ein Tenorhorn, das in B und C gespielt werden kann. Es gibt einen langen und kurzen Hauptstimmzug. In der tieferen B Stimmung muss ich alle Ventilzüge weit herausziehen, damit das Instrument stimmt (separate Ventilzüge habe ich nicht). Vielleicht gab es zu deiner Tuba auch mehrere Stimmzugsätze inkl. längerer Ventilzüge und beim 3. Ventilzug ist was verwechselt worden.

Welche Grundstimmung hat deine Tuba?

Viele Grüße
Lukas

Corvinus
Beiträge: 27
Registriert: Mi 12. Dez 2012, 21:21

Re: Ventilauslegungen bei einer alten Tuba

Beitrag von Corvinus »

Hallo Lukas,
Es ist eine B Tuba von Glier und der Zug könnte technisch nicht gegen einen kürzeren getauscht werden. Es ist nach meiner Ansicht tatsächlich ein B Instrument, bei dem das dritte Ventil ein Zweitonzug ist. Man kann mit dem Instrument daher auch einen Halbton tiefer spielen.

Die Griffweise ist bei dem Instrument daher wie folgt:

Cis = 3 statt 2/3
C = 2/3 statt 1/3
H = 1/3 statt 1/2/3
F = 2/3 statt 1/3
E = 1/3 statt 1/2/3
Es = 1/2/3 (den Ton gibt es sonst nicht)

Interessant ist, dass es in Schweden die Firma "Ahlberg und Ohlsson" gab, die auch beim Dritten Ventil einen Zweiton hatten. Daniel Ridder hat die Instrumente mal vorgestellt https://m.youtube.com/watch?v=wisKaSJdT ... e=youtu.be

Die Firma hatte auch Verbindungen nach Markneukirchen und zwar zur Werkstatt Robert Piering in Adorf. Evtl hatten sie daher auch mal geraten einem Zulieferer von Glier die Tuba entsprechend ihren Empfehlungen zu bauen (mit dem langen dritten Ventil) und solch ein Instrument hab ich hier.

Alles sehr ungewöhnlich. Aber wenn man die ungewöhnliche Griffweise nutzt, klingt das Instrument sehr gut.

Corvinus
Beiträge: 27
Registriert: Mi 12. Dez 2012, 21:21

Re: Ventilauslegungen bei einer alten Tuba

Beitrag von Corvinus »

Als Ergänzung zu meinen Ausführungen habe ich nun auf der Seite Brasstacks nun im Katalog von Paul Stark aus Markneukirchen aus dem Jahr 1893 für Chicago (?) gesehen, dass man auch hier auf Wunsch Bartionhörner und Tuben mit einem Zweitonzug am dritten Ventil bestellen konnte.

Baritonhörner:
https://www.brasstacks.de/ce_photo/html ... ./../sound

Tuben:
https://www.brasstacks.de/ce_photo/html ... ./../sound

cmayer
Beiträge: 3
Registriert: So 18. Mär 2018, 11:20

Re: Ventilauslegungen bei einer alten Tuba

Beitrag von cmayer »

Hallo,

Meine 1985 erworbene B&S F-Tuba (6 Ventilig, 17-21 mm) hatte ebenfalls zusätzlich einen zusätzlichen Ventilzug für ein 2 Ton 3. Ventil. Laut Robert Tucci handelte es sich hierbei um die Dresdner Griffweise. Alle 2/3 Kombinationen müssen dann nur 3 gegriffen werden und können besser gestimmt werden. 1/3 dann 2/3, entfällt aber meistens weil dann eher mit 4 gegriffen. Habe ich mehrere Jahre so gespielt (Umstieg geht vergleichsweise schnell), stieg dann aber wegen fehlender gleichartiger Griffkombinationen mit C und B Tuben dann wieder auf die übliche Ventillänge um. Konsequenterweise hätte ich auch die B und C Tuben mit 2 Ton Ventil umrüsten können.

Vg

Christoph

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