Alter F A Uebel Klarinette

Moderatoren: Dr. Enrico Weller, Mario Weller

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Tuba
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Alter F A Uebel Klarinette

Beitrag von Tuba »

Hallo, ich besitze eine Uebel Klarinette in B, Volloehler mit Becherklappe. Die Seriennummer ist 6946 - vierstellig. Wann etwa wurde die Klarinette gebaut? Ich habe gelesen (Oehler Katalog - Seite 26), dass die Uebel Klarinetten vor Seriennummer 18 000 noch sehr handwerklich gefertigt wurden (laut Katalog von 1936 bis 63) und mehr geschätzt werden als spätere Instrumente. Die Klarinette ist sehr klangschön und die Seriennummer ist auf Ober- und Unterstück und scheint per Hand - akkurat - eingeschlagen zu sein. Oberstück und Becher sind mit "B" F. Arthur Uebel Markneukirchen markiert, ebenso die Birne. Am Übergang des Oberstücks zur Birne findet sich oberhalb des Korken außen eine Neusilberhülse und ebenso am Unterstück innen zur Aufnahme des Oberstücks. Ist das original?

Die Daumenklappe bedient die E-Verbesserung und die kleine Klappe der F-Verbesserung. Verbindungshebel zwischen F und E ist klappbar mit Stellschraube.
Stimmung ist bereits modern.
Über eine Antwort würde ich mich freuen.

Dr. Enrico Weller
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Re: Alter F A Uebel Klarinette

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Hallo Tuba,

auch wenn es um die Klarinette geht. Ob es wirklich eine alte Uebel ist, würde ich so nicht unterschreiben. Dazu müsste man Bilder sehen. Auf jeden Fall kann die Tief-E/F-Verbesserung dann noch keine originale sein, sondern wurde ggf. später ergänzt.
Kann es sich evtl. auch um ein neueres Instrument nach 1990 handeln? Da gab es bei den Seriennummern noch einmal einen Neuanfang, den ich aber nicht weiter verfolgt habe.

Viele Grüße
E. Weller

Tuba
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Re: Alter F A Uebel Klarinette

Beitrag von Tuba »

Hallo Herr Weller, vielen Dank für die Antwort. Anbei Bilder des Instruments - hoffentlich aufschlussreich, sonst sagen Sie gerne, welche Perspektive / Ausschnitte noch fehlen würden. Für mich sieht das Instrument eher nach 60er Jahre oder früher aus, bin aber kein Experte. Die Nummer hatte ich (ohne Brille) erstmal falsch abgelesen - 8946 ist korrekt. Ich hoffe, die Bilder tragen zur Aufklärung bei. Man sieht, dass das Instrument viel gespielt wurde, Risse konnte ich nicht erkennen. Klang ist sehr schön. Daumenstütze wurde bei der Generalüberholung gewechselt. Ich glaube, ich habe die alte noch in der Schublade - Standardmodell aus Stanzblech gebogen.
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Tuba
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Re: Alter F A Uebel Klarinette

Beitrag von Tuba »

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Tuba
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Re: Alter F A Uebel Klarinette

Beitrag von Tuba »

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Christian-Grenoble
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Re: Alter F A Uebel Klarinette

Beitrag von Christian-Grenoble »

Hallo, Tuba,
das ist wirklich ein sehr, sehr schönes Instrument!
Die Klarinette ist 1939 gebaut worden, sie hat noch die alte Ausführung der Stöhr-Mechanik am Unterstück (Ansteuerung der unteren Oehlerklappe durch die beiden parallelen Hebel). Im Jahr 1940 hat FAU das umgestellt und sich ein Gebrauchsmuster für die "Neue Oehler-Mechanik" eintragen lassen.

Es handelt sich um das Spitzenmodell der damaligen Palette, im Katalog von 1937 "Meisterarbeit" genannt, eben mit der Stöhrmechanik, mit Metallherz im Unterstück und noch ein paar anderen Finessen.

Die Bechermechanik mit tief-F-Korrektur ist später hinzugefügt worden, und zwar von der Herstellerwerkstatt. Es handelt sich um die Ausführung, die zwischen 1954 und 1963 systematisch verbaut worden ist (einige ältere Instrumente sind bekannt, aus der Zeit vor 1954).

Der Metallring am Oberstück oberer Zapfen ist original, viele Instrumente haben auch einen am Unterzapfen des Oberstückes.

Mehr Informationen gerne auf Anfrage ! Und viel Freude mit dem wunderschönen Instrument. Ich habe übrigens eine baugleiche A (ohne hinzugefügte Bechermechanik) mit einer benachbarten Seriennummer, Nr. 8877.

Grüsse, Christian

Tuba
Beiträge: 11
Registriert: So 25. Jun 2017, 11:06

Re: Alter F A Uebel Klarinette

Beitrag von Tuba »

Hallo Christian,

vielen Dank für die detaillierte und ausführliche Antwort! Das ist sehr aufschlussreich! Dann lag ich ja nicht so falsch. Ich freue mich, dass es so ein frühes Instrument ist. Schade, dass ich nicht in der Klarinettenausstellung im Museum war. Andere Ausstellungen habe ich häufig wahrgenommen.

Ich wäre ja noch neugierig, wie sich die Bauweise unterscheidet. Sind die beiden parallelen Hebel der Stöhrmechanik, die beiden, die zur unteren Klappe gehen, mit der Stellschrauben zwischen den beiden Verbindungspunkten zur Achse?

Auch schön zu wissen, dass das Instrument in wesentlichen Punkten original ist!

Herzliche Grüße
Thomas

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mariam
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Registriert: Di 11. Mai 2021, 14:35

Re: Alter F A Uebel Klarinette - und beim FAGOTT?

Beitrag von mariam »

Liebe Foren-Mitglieder,
durch Beiträge im "Musiktreff" bin ich auf dieses Forum gestossen und würde mich sehr freuen, wenn ich auf meine Frage eine Antwort bekommen kann.
Seit gut 1/2 Jahr lerne ich das Fagott-Spiel auf einem Instrument der Fa. F. Arthur Uebel. Es ist etwa 100 Jahre alt und enthält das gleiche Firmenlogo, wie die Klarinette in diesem Beitrag. Zusätzlich ist mehrfach die Zahl "1612" im Instrument angegeben. Kann mir jemand mehr zu meinem Fagott sagen???
Vielen herzlichen Dank, Mariam

Dr. Enrico Weller
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Re: Alter F A Uebel Klarinette

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Guten Abend Miriam,

Klarinetten der Firma F. Arthur Uebel sind sehr oft unser Thema. Auch kennen wir Boehmflöten, die noch bis in die 1950er Jahre dort gebaut wurden. Aber bei den Doppelrohrblattinstrumenten wird es schwierig.

Wenngleich Arthur Uebels erster Katalog nach Eröffnung seiner eigenen Firma 1936 noch Oboen und Fagotte enthält, habe ich noch nie entsprechende Instrumente gesehen. Ich vertrete die Ansicht, dass man diese Instrument nicht selbst gebaut hat, sondern von anderen Firmen hier in der Region zugekauft hat.

Trotzdem ist ein FAU-Fagott schon etwas Besonderes. Damit meine ich nicht die Qualität des Instruments, die ich ohnehin nicht beurteilen kann, sondern einfach dessen pure Existenz mit dem Uebel-Stempel. Dieser kann aber frühestens ab 1936 verwendet worden sein. Die Seriennnummer 1612 passt nicht zu der Nummerierung, die wir von den Klarinetten her kennen.

Über Bilder dieses Instruments würde ich mich sehr freuen.

Viele Grüße
E. Weller

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