Geigenbauer L f K

Moderatoren: Heidrun Eichler, Johannes Meinel, Udo Kretzschmann

Antworten
Bb7b5
Beiträge: 3
Registriert: So 21. Apr 2019, 9:15

Geigenbauer L f K

Beitrag von Bb7b5 »

Hallo zusammen,

seit etwa einem Jahr spiele ich eine Geige, von der ich glaube, dass sie aus dem sächsischen Raum stammt.

Im Inneren gibt es mit Bleistift zwei Inschriften. Es handelt sich bei beiden um die Buchstaben L f K, wobei ich mir bei dem kleinen f aber nicht ganz sicher bin. Die eine Inschrift befindet sich unter dem F-Loch, wo sich häufig ein Zettel befindet. Die andere, die mir älter zu sein scheint und die in größeren Buchstaben geschrieben ist, wurde ebenfalls auf der Innenseite des Bodens notiert, allerdings weiter oben. Wenn ich geschickt mit der Taschenlampe umgehe, kann ich sie sehen, kann sie aber nicht fotografieren. Bei diesem Schriftzug bin ich mir noch unsicherer, was das "f" angeht.

Kennt vielleicht jemand eine Manufaktur oder einen Geigenbauer, der diese Art der Kennzeichnung verwendet hat?

Noch einige zusätzliche Infos zur Geige:

Der Wirbelkasten wurde an mehreren Stellen repariert. Die Löcher sind ausgebuchst, die Schicke angeschäftet. Die Decke ist aus mitteljähriger Fischte, der Boden ist geflammter Ahorn.
Die Schnecke finde ich sehr schön gestochen, allerdings zeigt sie Unregelmäßigkeiten und ist nicht 100-prozentig symmetrisch.
Der Bassbalken scheint mir erneuert worden zu sein. Das Holz sieht verhältnismäßig jung aus und der Balken sitzt extrem eng am F-Loch.
Dateianhänge
IMG_20190207_221422788.jpg
IMG_20190207_221422788.jpg (25.26 KiB) 5305 mal betrachtet

Udo Kretzschmann
Geigenbaumeister
Beiträge: 554
Registriert: Do 02. Feb 2006, 11:16
Wohnort: Markneukirchen
Kontaktdaten:

Re: Geigenbauer L f K

Beitrag von Udo Kretzschmann »

Sehr geehrte/r Frau oder Herr Bb7b5,

Bleistiftsignaturen wurden kaum von einem Erbauer angebracht. Manchmal findet man an verborgener Stelle einen Leitspruch o.ä. mit Bleistift geschrieben, aber wenn schon kein Zettel oder/und Brandstempel verwendet wurde, dann hat der Erbauer mit Tinte oder Tusche direkt auf das Holz geschrieben, was aber auch nur in wenigen Fällen geschah.

Ich nehme eher an, daß sich da ein Besitzer "verewigt" hat, eventuell noch ein Reparateur, dann aber auch da eher ein Laie. Doch bestimmt kann ich das natürlich nicht sagen. Vor kurzem ist mir eine Violine untergekommen, in deren Decke sich einer ausgelassen hat, wie sehr er das Instrument doch verbessert hätte - es ist aber völlig ruiniert, das nur mal nebenher, weil ich mich so sehr darüber geärgert habe.

Was die Buchstaben betrifft, so lese auch ich ein L und ein K (wobei ich zuerst an das handschriftliche deutsche B gedacht hatte, aber da würde das K dann anders geschrieben). Der Krakel dazwischen ist allerdings mysteriös. Ich habe das Bild mal ein wenig nachbearbeitet, da kommen zwei "Arme" zum Vorschein, die mich an einen mexikanischen Kaktus denken lassen, hm. Aber vielleicht hat tatsächlich ein Besitzer durch das F-Loch geschrieben und ist dabei mit dem Bleistift abgerutscht... Oder ob das ein nicht-lateinisches Schriftzeichen ist?Bild

Sind die Buchstaben weiter innen auch mit Bleistift geschrieben, oder könnte das ein Brandstempel sein?

Die Beschreibung des Instrumentes ist so, daß sie bestimmt zu 30% aller älteren Violinen passen könnte.

Und wieder einmal mein Rat - gehen Sie zum Geigenbauer Ihres Vertrauens, gern auch hier im Vogtland. Der wird mit dem Instrument in Händen vielleicht mehr sagen können. Anhand dieses Bildchens und der Beschreibung ist nicht mehr drin.

Mit freundlichen Grüßen

Udo Kretzschmann

Bb7b5
Beiträge: 3
Registriert: So 21. Apr 2019, 9:15

Re: Geigenbauer L f K

Beitrag von Bb7b5 »

Erstmal vielen Dank für die Antwort.

Ich denke nicht, dass es sich bei der größeren Beschriftung um einen Brandstempel handeln könnte. Dazu ist die Schrift zu unregelmäßig. Ich denke, dass es sich auch dabei um eine Bleistift-Signatur handelt. Die Buchstaben sind in einer ähnlichen Schriftart ausgeführt, allerdings wirkt die Beschriftung älter. Das "f" - oder was auch immer das zwischen dem L und dem K ist - scheint mir bei der größeren Inschrift noch rätselhafter. Es sieht fast wie ein "s" aus. Mir ist noch in den Sinn gekommen, dass es sich evtl. um ein &-Zeichen handeln könnte, also die Inschrift vielleicht L&K bedeutet. Was meinen Sie?

Was den Gang zum Geigenbauer angeht: Von dem wurde mir empfohlen, mich an das Musikinstrumentenmuseum zu wenden, wo man mich wiederum an das Forum verwiesen hat. Damit schließt sich Kreis.

Dr. Enrico Weller
Mitglied des Museumsvereins
Beiträge: 515
Registriert: Do 26. Jan 2006, 20:44
Wohnort: Markneukirchen

Re: Geigenbauer L f K

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Guten Abend,

bin heute zufällig wieder einmal in unserem Streichinstrumenten-Forum unterwegs und habe eine Idee für "L & K". Es könnte sich um die Firma Lederer und Kreinberg handeln. Eine Markneukirchner Handelsfirma, die - glaubt man ihren Annoncen - auch selbst Streichinstrumente gebaut hat.

Viele Grüße

E. Weller
Dateianhänge
Lederer & Kreinberg (AB 1913 S. 54) Trademark a.jpg
Lederer & Kreinberg (AB 1913 S. 54) Trademark a.jpg (74 KiB) 5226 mal betrachtet

Bb7b5
Beiträge: 3
Registriert: So 21. Apr 2019, 9:15

Re: Geigenbauer L f K

Beitrag von Bb7b5 »

Ich habe hier noch eine Aufnahme der anderen Markierung, die für mich etwas älter aussieht. Vielleicht ist sie ja aufschlussreicher...
Dateianhänge
1A516D77-7EBA-4921-ABAE-35D1B2BD2590.jpeg
1A516D77-7EBA-4921-ABAE-35D1B2BD2590.jpeg (31.21 KiB) 4854 mal betrachtet

Antworten